wynn / las vegas

Las Vegas – Epizentrum des Exzesses, Kitsch-Kapitalismus-Kultur, Poker-Paradies… wenigstens einmal sollte man diesen einzigartig durchgeknallten Ort schon erlebt haben.

Wer besonders schick von seinem Geld getrennt werden möchte, sollte sich im Wynn einquartieren, das zusammen mit dem Encore am nördlichen Ende des Strips zu den neueren Hotels gehört.

tha wynn @night

Patina, wie man sie im Palms oder Flamingo findet, sucht man hier vergeblich:  alles ist neu, frisch, bunt.  Vor allen Dingen bunt.

Das liegt zum Teil daran, daß im Erdgeschoß des Hotels – wie bei allen anderen Vegas Hotels auch – das gigantisch große Casino angesiedelt ist, weswegen man permanent von BlingBlingKlingeling und gaaanz vielen Lichtern umgeben ist; zum anderen an der völlig ungebremsten, nahezu kindlichen Dekorationslust.

Im Eingangsbereich der Lobby stehen z. B. bunte, unechte Bäume, die selbstverständlich mit Lichterketten nur so beschmissen sind;  über einem Café, das im Souterrain über eine geschwungene Rolltreppe zu erreichen ist, hängen gigantische Lampen in allen nur erdenklichen Farben von der Decke.

Die Ladenzeile, in der für Normalsterbliche unerreichbare Luxusprodukte von Oscar de La Renta, Cartier, Manolo Blahnik u. a. feilgeboten werden, ist mit glänzendem Marmor ausgelegt & alle 50 Meter oder so steht man unter einer Kuppel, die mit nicht minder glänzender, goldener Brokatseide behangen ist.  Es steht einem eigentlich permanent der Mund offen.

brokatseidenbaldachin für reiche shopper

Vor dem Hotel befindet sich ein kleines ‘Wäldchen’ mit echten Bäumen und künstlichem Vogelgezwitscher.  Auch befindet sich vor der Terrasse des Cafés ein kleiner ‘Teich’, der “Lake of Dreams”, welcher abends mithilfe von Kunstnebel, Laser und einer großen Leinwand in etwas verwandelt wird, wofür man früher einfach acid eingeworfen hat.

Leider habe ich nur das Finale dieses Spektakels erlebt, welches darin bestand, daß über dem lila bestrahlten Traumsee eine überlebensgroße Froschpuppe oberhalb der Leinwand aufstieg und “It’s a Wonderful World” sang.

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louis armfrog

Immerhin bricht hier nicht, wie vor dem Treasure Island schräg gegenüber, alle 15 Minuten ein “Vulkan” aus.  Eine Achterbahn auf dem Dach (Space Needle Hotel) oder im Erdgeschoß hinter dem Casino (Circus Circus) gibt es auch nicht.

Die Zimmer sind großzügig ausgelegt, mit Riesenbädern (Dusche & Badewanne, versteht sich – dazu ein Fernseher in Sichtweite der Badewanne) ausgestattet;  darüberhinaus hat man durch die Panoramafenster eine fantastische Aussicht über den Strip und die umliegenden Bergketten.

Die Minibar-Regeln sind meinem Empfinden nach reichlich militant – man beachte das Warnschild zu den Snacks.  Gucken darfste, anfassen aber besser nicht zu lange.

minibar militanz

Las Vegas hat in den letzten Jahren auch als kulinarisches Ziel ordentlich zugelegt und selbstverständlich ist auch im Wynn die Haute Cuisine eingekehrt, besonders erwähnenswert sind hier Okada für feinstes Sushi & japanische Küche sowie Daniel Bouluds französische Brasserie.

Zu empfehlen ist das Sonntags-Brunch für schlappe $38,95 – für eine Handvoll Dollar mehr bekommt man Sekt & O-Saft bis zum Abwinken, wem sowas schmeckt.

Das Buffet besteht aus verschiedenen Stationen, an vielen wird frisch zubereitet – Crèpes oder Omelettes z.B., die Auswahl ist gigantisch & vieles sehr gut, leider sind Fischgerichte nicht dazu geeignet, unter Heizlampen vor sich hinzutrocknen.  Dafür gab es fantastisches Prime Rib, verschiedene Ceviches, Räucherfisch, Lamm, Couscous, Schweinelende, usw. usw.

Von der gewaltigen Auswahl an Törtchen, Petit Fours, Gebäck und Eissorten mußte ich leider Abstand nehmen, allerdings habe ich 2 Portionen wunderbar süßer Erdbeeren (im November, ähem) mit Sahne verschlungen.

Außer den völlig überteuerten, überhypten, und überhaupt üninteressanten hoteleigenen Clübs gibt es eine wunderbar unaufgeregte Bar neben dem Casino.  Was nicht groß weiterhilft, weil alles neben dem Casino liegt.  Aber gut.  In der Nähe der Aufzüge befindet sich diese Bar, deren Keeperin mit Fachwissen, mixologischer Fertigkeit und nicht zuletzt ausgesprochen guter Laune – trotz später Stunde und vieler durstiger Kehlen – einen prima Eindruck hinterließ.  Darüberhinaus kann man das Geschehen an einer ganzen Reihe von Tischen beobachten sowie von der Bar aus einen Blick in den High Roller Blackjack room werfen, der selbstverständlich vom gemeinen Plebs abgetrennt ist und wo der Mindesteinsatz bei $500 liegt…

Daß einem in dieser Umgebung der ein oder andere Gedanke zu Reich und Arm kommt, ist unvermeidbar.  Man trinke daher mindestens 2-3 Martini, um solch trübe Gedanken zumindest für eine letzte Nacht zu ignorieren & sich dem bunten Klingeln zu ergeben.

Länger als ein Wochenende muß und kann man hier nicht bleiben.

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4 Responses to “wynn / las vegas”

  1. Rosine Says:

    Interessant, obwohl ich ja vieles schon gehört habe. Sehr gut geschrieben. Gefällt mir, wie immer.

  2. 6kraska6 Says:

    Ungefähr so stell ich mir den VIP-Bereich der Hölle vor. Wunderbar! Am besten gefällt mir die Finger-weg!-Beschriftung der Minibar…

  3. Nuran Says:

    Klasse Fotos!

  4. richensa Says:

    Heidernei, wie teuer isses denn, etwas im Minibarkühlschrank länger als 60 sec kühlen zu lassen??

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